§. 45. Die Auflösung des macedonisch-persischen Reichs. 115
2. Die Auflösung des macedonisch-persischen
Reiches.
1. Die größern Reiche aus Alexander's
N a ch l a ß.
L. Makedonien und Griechenland.
45, wählten Alerander's Feldherren in Asien um der
Form willen seinen blödsinnigen Bruder Arrhidäus zum
Thronfolger^ und überließen dem Perdiccas d i e Regent-
schaft über Asien, indeß Antiputer in Europa
Reichsverweser blieb.
Weil nun aber beide Reichsverweser nach der Herrschaft
strebten, und auch von den andern Feldherren Alerander's
Jeder einen Theil des großen Nachlasses an sich zu bringen
suchte, so kam es unter ihnen allen zu langjährigen blutigen
Wirren, in welchen sich nach vielen Theilungcn und Zer-
splitterungen endlich seit 276 vier größere Reiche herausbil-
deten : das m a c e d o n i sch e R e L ch in Europa, das klei n-
asiatische Reich, das syrische Reich und das ägyp-
tische Reich.
- Das makedonische Ikeich stund, wie bereits erwähnt,
anfangs unter Antipater's Regentschaft. Schon als Alexan-
der noch lebte und eben gegen Baktrien zog, hatte Antipater
einen ernstlichen Aufstand d er Sp artan er unter Kö-
nig A g i s Ii zu bekämpfen gehabt. Als die Nachricht von
Alerander's Tode kam, so erhoben sich auf des Demosthenes
Betrieb die Athener mit noch andern griechischen Staaten
im Aufstande gegen Antipater, und führten den sogenannten
l a m i sch en Krieg, der aber unglücklich ausschlug, worauf
D em o sth en e s, dessen Auslieferung Antipater begehrte, sich
durch Gift das Leben nahm (323 v. Ehr.). Athen
erhielt nun eine veränderte Einrichtung und in dem redlichen
Phocioir den letzten tüchtigen Vorsteher, der aber unter
Antipater's Nachfolger den Giftbecher zu trinken g e-
nöthigt wurde (318 v. Ehr.).
8*
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Extrahierte Ortsnamen: Makedonien Griechenland Asien Asien Europa Europa Baktrien
210 §. 76. Die Kirche in ihrer tiefsten Erniedrigung.
brochen, indem der griechische Patriarch in Constantinopel,
Michael Cerularius, durch seinen Streit mit dem Papste
in Rom, und die darauffolgende gegenseitige Verdammung
imjahre 1053 die Lostrennung der morgenländischen
oder griechischen Kirche von der abendländischen
oder römischen (lateinischen) herbeiführte. — In der
römischen Kirche trat hierauf im 12. Jahrhundert ein heftiger,
bis zu Gewaltthätigkeiten gehender Gegensatz gegen den welt-
lichen Einfluß der Geistlichkeit auf, wurde aber durch die
Verbrennung Arnolds von Brescia, der in Rom eine
kirchlich-politische Reform bezweckte, unterdrückt.
Das verweltlichte Leben des größten Theiles der Geist-
lichkeit jener Zeit war allerdings nur geeignet, den in allen
Ständen eingerissenen Verfall der Sittenzucht zu beschleunigen.
Obgleich mehrere Päpste diesem Übel ernstlich zu steuern such-
ten, so gab es doch auch manche, die selber ihre hohe Würde
so entehrten, daß es kein Wunder war, wenn sich immer mehr
Stimmen gegen die vorhandenen Mißbräuche vernehmen ließen,
wie z. B. gegen das Ende des 14. Jahrhunderts in England
die Angriffe Wikleff's (Wpthcliffe's) auf das Ansehen des
Papstes und auf mehrere Kirchenlehren.
Den größten Schaden erlitt aber die römische Kirche durch
das in der letzten Hälfte des 14. Jahrhunderts eingetretene
päpstliche Schisma, indem nämlich schon unter Karl Iv
zwei Päpste, der eine zu Avignon in Frankreich, der andere
zu Rom, aufstanden und sich gegenseitig verfluchten, so daß
die ganze abendländische Christenheit gespalten und in große
Verwirrung und Roth versetzt wurde. Und als nachher vol-
lends noch ein dritter Papst (in Spanien) hinzukam, und
alle drei sich zur Erhaltung ihres Hofes die größten Geld-
erpressungen erlaubten, so wurde die Sehnsucht nach einer
Verbesserung der Kirche an Haupt und Gliedern
immer stärker, und in ganz Europa der Wunsch, daß man
durch ein Concilium helfen möchte, immer lauter und allge-
meiner.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Michael_Cerularius Karl_Iv Karl Roth
Extrahierte Ortsnamen: Constantinopel Rom Brescia Rom England Avignon Frankreich Rom Spanien Europa
228 §. 82. Die slavischen Reiche Polen und Rußland.
S. Die slavischen Reiche Polen und Rußland.
§. 82. Jjte Slaven hatten sich, in Folge der Völkerwande-
rung , von Rußland und Polen aus zwischen dem 5. und 8.
Jahrhundert über den Nordosten und Westen Deutschlands
bis an die Elbe und Saale, und über Böhmen und Mähren
bis an das adriatische Meer und die Donau, ja über die
Donau bis an das Hämusgebirge verbreitet. Sie theilten
sich iw viele Stämme und Völker, denen allen kriegerische
Tapferkeit und wilder Freiheitssinn eigen war. Die in
Nord- und Ostdeutschland eingedrungenen Slaven wurden in
der Folge germanisirt; von den übrigen Slavenvölkern sind
die Polen und die Russen die mächtigsten geworden.
1. Polen wurde in der zweiten Hälfte des 9. Jahr-
hunderts von den Pi asten begründet, d. i. von den Nach-
kommen des Fürsten Piast, der die slavischen Stämme die-
ses Landes vereinigte. Miesko l (Miecislav) nahm sammt
seinem Volke 966 das Christenthum an und erkannte die
Oberhoheit des deutschen Kaisers. Sein tapferer Sohn Bo-
leslav I aber machte das Reich selbstständig, vereinigte die
Polen, Masovier, Krakovier und Schlesier zu Einem Volke,
und ließ sich 1025 zum König krönen. — Boleslav Ul
veranlaßte durch Theilung des Reiches einen innern Krieg,
in dessen Folge Schlesien unabhängig und nachher
germanisirt wurde. — Gegen das Ende des 12. Jahr-
hunderts führten Thronstreitigkeiten zu einem langen Bür-
gerkriege und dadurch zur Auflösung des Reiches in ver-
schiedene sich bekämpfende Staaten.
Endlich brachte Wladislav Iv 1309 Polen und Kra-
kovien wieder zur Vereinigung und empfieng 1320 zu Kra-
kau die Krone, die fortan bei Polen blieb. — Sein Sohn
Casimir Iu der Große, fügte Gallizien zu seinem
Reiche, schützte seine Bauern gegen die Willkühr des hohen
Adels, hemmte aber durch die große Begünsti-
gung des niedern Adels und der Juden die
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§. 48. Das griechische Kaiserthum.
233
räuberischen Einfälle wilder, zwischen den Don und die Do-
nau eingedrungener slavischen Völker, und wußte sich gegen
die Kreuzfahrer zu halten , die von nun an mit ihren
Durchzügen das Land äußerst beschwerten und durch ihre
Anmaßung und Rohheit zu dessen Ruin beitrugen. — Die
beiden folgenden Komnenen führten eine kräftige und rühm-
liche Regierung.
Während der darauf folgenden Thronstreitigkeiten erober-
ten die Kreuzfahrer zweimal Constantinopel und errichteten
durch Balduin von Flandern 1204 ein lateinisches
Kaiserthnm (s. §. 73). Namentlich gründeten diejenigen
Griechen, die sich den Eiüdringlingen nicht unterwerfen woll-
ten, unter Theodor Lasküris ein neues Reich in Ni cäa,
das unter seinen Nachfolgern mächtig wurde, bis der letzte
derselben , Michael Paläolögus, 1261 das lateinische
Kaiserthum wieder stürzte, ohne doch alle Neichstheile wie-
der vereinigen zu können.
Die immer tiefer eingerissene Sittenlosigkeit, die Zerris-
senheit der griechischen Kirche, die gänzliche Zerrüttung der
Finanzquellen des Landes, welchem Venedig und Genua fast
allen Handel entnahmen, — alle diese Ursachen ließen keine
Wiedererhebung zu. Im Norden von den S e r v i e r n und
Bulgaren, im Süden von den schon seit 1355 in Europa
eindringenden Osmanen bedrängt, mußte Johann Pa-
läolögus cs dulden, daß die letzter» 1361 ihren Sitz zu
Adrianopel nahmen, und von nun an gieng das Reich im-
mer rascher seinem Einsturze entgegen, bis es gegen die
Mitte des 15. Jahrhunderts unter Johann Vi Paläologus nur
noch auf Constantinopel und dessen Umgebungen beschränkt
war, und zuletzt
1453 die Eroberung von Constantinopel durch die Os-
manen, wobei der letzte Kaiser Constantin Ix tapfer
fechtend fiel, der griechischen Herrschaft ein Ende machte, —
über tausend Jahre später, als das abendländische Reich
gefallen war.
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Extrahierte Personennamen: Theodor_Lasküris Michael_Paläolögus Johann_Pa- Johann Johann_Vi_Paläologus Johann Constantin Constantin
Extrahierte Ortsnamen: Constantinopel Flandern Genua Europa Constantinopel Constantinopel
§. 64. Das röm. Reich von Nero bis Constantin.
173
2. Von Nero bis Constantin.
§. 64. Hade) Domitians Ermordung folgte zwischen den Jahren
96- 189 eine Reihe von fünf edel n, durch den Senat ge-
wählten Cäsaren, unter denen das römische Reich glück-
liche Zeiten hatte.
Der milde und gerechte Nerva (96 — 98) gab dem
Reiche zweckmäßige Einrichtungen; der ihm gleiche und da-
bei tapfere Trajan (98 —117) machte Dacien zur rö-
mischen Provinz und nahm den Parthern Armenien, Me-
sopotamien und Assyrien ab; der friedliebende und
thätige Hadrian (117 — 158) durchreiste oft zu Fuß den
größten Theil des Reichs und traf überall wohlthätige An-
ordnungen: doch ließ er die Christen verfolgen, weil
er sie für eine jüdische Seele hielt, die Juden aber durch ei-
nen neuen Aufruhr (unter Anführung des Bar-Cochba oder
Sternensohns, eines falschen Messias) seinen Zorn so gereizt
hatten, daß sie Jerusalem gänzlich verlassen mußten, das nun
von römischen Colonisten besetzt und neu gebaut wurde, und
den Namen Ä l i a C a p i t o l i n a erhielt.
Der edle und gerechte Antoninus Pius (138—161)
erhielt durch rastlose Thätigkeit die Ruhe des Reichs, Mar-
cus Aurelius Antoninus Philosophus (161 —
180) aber, der nach den Grundsätzen der stoischen Philoso-
phie durch Strenge gegen sich selbst den Anforderungen des
Gewissens möglichste Genüge zu thun suchte, mußte in den
schweren Markomannenkriegen an der Nordgränze
seines Reiches erfahren,-daß die größte Gefahr für das römi-
sche Reich von Seite Deutschlands drohe.
Nach Marc Aurel's Tode beginnt mit seinem Sohne
Cornrnödus, der ein zweiter Nero war,
189—393 die Reihe der meist schlimmen Cäsaren, die
größtentheils durch die Wahl des Heers zum Thron erho-
den wurden, und (mit Ausnahme weniger, zu denen vor-
züglich der edle Alexander Severus, 222 — 235, und
der „Wiederhersteller des Reiches" Aurelian, 270 — 284,
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Extrahierte Personennamen: Constantin Constantin Nerva_( Aurelius_Antoninus_Philosophus Marc_Aurel's Alexander_Severus Alexander
§. 65. Sieg des Christenthums über das Heiventbum. 175
312 Constantin der Große diesen seinen Gegner bei Rom
besiegte, und, weil er diesen Sieg dem Zeichen des Kreuzes
znschrieb, den Christen nicht nur freie Religions-
übung, sondern bald auch Staatsbürgerrechte ein-
räumtc.
Eine Zeit lang regierte Constantin gemeinschaftlich
mit Licinius; nachher verschaffte er sich im Kampfe mit
demselben die Alleinherrschaft über das ganze
römische Reich. Er ordnete hierauf dasselbe durch eine
neue Eintheilung, verbesserte die Verwaltung, sicherte die
Gränzen, verlegte seine Residenz aus dein republikanisch und
heidnisch gesinnten Rom nach dem von ihm neu erbauten
Byzanz (das von nun an den Namen C o n st a n t i n o p e l
bekam), weil diese E n t f e r n u n'g von Rom ihm die
D u r ch f ü h r u n g seiner m o n a r ch i s ch e n und ch r i st-
lichen Grundsätze erleichterte, und erhob sodann,
obgleich selbst noch nicht getauft, das Chriftenthum
zur Staatsreligion.
Dadurch bekamen von nun an die Christen die Oberhand;
das Heideuthum dagegen mit seinen Tempeln und Priestern
gerieth in völlige Abnahme und mußte von jetzt an selber die
Unterdrückung, Verachtung und Verfolgung leiden, die cs dem
Christenthum angethan hatte. Dieses aber hatte unterdeß
seinen eigenthümlichen Entwicklungsgang genommen und sich
bestimmter zu einer allgemeinen Kirche ausgebildet.
Da nämlich frühe schon in das Innere der Gemeinden
mancherlei Jrrthümer eingedrungen und Secten daraus ent-
standen waren, so war es zur Erhaltung der Einheit um so
nöthiger geworden, daß sich die Gläubigen eng aneinander
hielten und alle Irrgläubigen aus ihrer Gemeinschaft aus-
schloßen. Nach dem Zeitalter der Apostel bekam in den Ge-
meinden unter den Presbytern Einer allmählig höheres An-
sehen und wurde als Bischof vor den übrigen ausgezeichnet.
Mit der Vermehrung der Glieder und der Verwaltungsge-
schäfte bildete sich der besondere Stand der Geistlichkeit (des
Klerus) mit seinen verschiedenen Abstufungen, und unter ihnen
f
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Extrahierte Personennamen: Constantin Constantin Apostel
z. 65. Sieg des Chrkstenthums über das Heidenthum. 177
der Gesinnung bei den meisten Christen ab; und da nicht das
ganze Leben der Kirche nach Innen und Außen vom christ-
lichen Geiste durchdrungen ward, sondern heidnische Gebräuche,
heidnische Gesetze, heidnische Philosophie fortwährend ihren
geheimen Einfluß übten: so überwog in der Kirche nur zu
bald die äußere Form über das innere Wesen und that der
Wirkung des Evangeliums Abbruch.
Eben das bereits eingerissene Verderbniß unter vielen Be-
kennern der christlichen Kirche und die verkehrt-christliche Er-
ziehung, welche Constantius' Nachfolger Juliarrus (Apostñta,
361—363) am Hofe erhalten hatte, war Schuld, daß dieser
sonst geistvolle und sittenstrenge, aber von Leidenschaftlichkeit
und Eitelkeit nicht freie Kaiser sich lieber der heidnischen Phi-
losophie zuwendete, und in seinem, nur auf das Äußerliche
gerichteten Sinne das Christenthum verspottete, dagegen das
Heidenthum durch Verbesserung seines Cultus wieder zu be-
leben suchte. Doch dieß gelang ihm nicht, und als er in einer
Schlacht gegen die Perser gefallen war, setzte sein Nachfolger
I o v i a n das Christenthum wieder in seine Rechte ein.
Während hierauf Kaiser Valentinian I im Occident
Duldung übte, begünstigte Valens, sein Bruder und Mit-
regent im Orient, den Arianismus, und verfolgte die An-
hänger der allgemeinen Kirche. Erst der Nachfolger des
letztem, Theodosius der Große (379—395), verschaffte
durch die obgenannte Kirchenversammlug zu Constantinopel
(381) dem nicänischen Glaubensbekenntnisse allgemeine
Geltung, und suchte, besonders als er 392 alleiniger Herrscher
über das ganze Reich wurde, durch das strengste Verbot des
Götzendienstes den Sieg des Christenthums zu befestigen.
Allein die römische Welt war sittlich schon zu versunken., als
daß das Evangelium in ihr hätte lebendig werden können.
Dasselbe bedurfte einen frischeren, unverdorbeneren Boden,
um recht tiefe Wurzeln schlagen zu können. Und diesen fand
es in der germanischen Welt.
12
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179
z. 66. Die Deutschen und die Völkerwanderung.
allemannisch e, fränkische, sächsische und gothische
Bund zu nennen sind) zusammentraten, konnten sich die
römischen Imperatoren der furchtbaren Anfälle der Deut-
schen nur mit Mühe und Noch erwehren, und mußten
froh sepn, wenn sie da oder dort ein deutsches Volk durch
Geschenke oder Heerdienstverträge auf eine Zeit lang unschäd-
lich machten. Bald aber kam ein Ereigniß, welches das morsch-
gewordene Gebäude des römischen Staates seinem Einsturze
näher bringen sollte.
Es brachen nämlich die Hunnen aus Mittelasien in
den Osten von Europa ein und führten
37$ die Völkerwanderung herbei, welche die bisherige
Gestalt der alten Welt gänzlich umwandeln sollte.
Nachdem die Hunnen die Alanen am Don überwältigt
hatten, überfielen sie mit ihnen die benachbarten Ostgothen,
wälzten sich mit diesen auf die Westgothen, die sodann
über die Donau in's thrazische Gebiet wichen, das ihnen
Kaiser Valens einräumte. Weil sie aber von den Römern
treulos behandelt wurden, rächten sie sich durch einen Aufstand
und besiegten die Römer in der großen Schlacht bei
Adrianopel (378), die dem Kaiser Valens das Leben kostete;
worauf sein Nachfolger, Theodosius der Große, die
Westgothen durch neue Verträge beruhigte.
Bei seinem Tode verordnete Theodosius
393 die Theilung des römischen Reichs unter seine beiden
noch jungen und schwachen Söhne, von denen Arcadius
das oströmische (morgenländische, griechische) Reich von
Constantinopel aus, Honorius das weströmische (abend-
ländische) Reich von Rom oder Ravenna aus beherrschte.
In das weströmische Reich fiel bald ein ungeheuerer
Schwarm deutscher Völker von den Alpen her ein, wurde
aber durch des Kaisers Vormund und Rathgeber, den klugen
und tapfern Vandalen Stllicho, noch glücklich zurückge-
wiesen, und die Reste desselben setzten sich in Gallien und
Spanien fest. Kurze Zeit darauf, nach Stilicho's Sturze,
fielen die Westgothen in Italien ein, und eroberten
12«
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Extrahierte Personennamen: Valens Theodosius_der_Große Theodosius Honorius Honorius
Extrahierte Ortsnamen: Deut- Mittelasien Europa Donau Constantinopel Rom Ravenna Gallien Spanien Italien
181
und germanische Reiche und Einrichtungen.
486 das fränkische Reich, das er alsdann im Kampfe mit
den Allemannen (durch die Schlacht bei Zülpich, 496),
so wie in den darauffolgenden Kriegen mit den Burgun-
dern und mit den Westgothen erweiterte. — Daß beson-
ders Gallien eine so leichte Beute der germanischen Völker
werden konnte, kam daher, daß das durch die Laster des römi-
schen Despotismus vergiftete, ohnedieß so leichtfertige gallische
Volk bis zu den tiefsten Graden der Verworfenheit, besonders
in den Städten, herabgesunken war..
Ohngefähr um dieselbe Zeit drangen die Ostgothen
unter ihrem großen Könige Theodorich in Italien ein,
nahmen dem Odoaker die Herrschaft und gründeten
463 das ostgothifche Reich, das unter Theodorich's weiser
und kräftiger Regierung 33 Jahre lang in blühendem Zu-
stande war, unter seinen Nachfolgern aber den Angriffen der
vom oströmischen Kaiser Justinian abgeschickten Feldherren,
zuerst des Belisar (der 534 auch dem vandalischen Reiche
in Afrika ein Ende gemacht hatte), und dann des Narses,
gänzlich unterlag (555).
Nachdem Narses Italien als Provinz des oströmischen
Reiches 15 Jahre lang verwaltet hatte, brachen nach seiner
Abberufung die Longobarden unter ihrem Könige Alboin
ein und stifteten
368 das longobardifche Reich, welches Ober- und Unter-
italien umfaßte, ohne daß es den Lombarden je gelang, sich
Mittelitaliens völlig zu bemächtigen, wo in Ravenna ein
griechischer Statthalter (Erarch), in Rom der Papst seinen
Sitz hatte.
So hatten denn deutsche Völker fast das ganze west-
römische Reich (in Italien, Spanien, Gallien und Britannien)
eingenommen, indeß der verlassene Osten Deutschlands von
slavischen Völkern besetzt wurde, die übrigen Theile Deutsch-
lands aber noch immer von ihren alten Besitzern, den
Sachsen, Friesen, Thüringern, Alle mannen und
Ost franken, bewohnt waren. Während diese ihre alte,
germanische Gauverfassung beibehielteu, bildete sich in den
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Extrahierte Personennamen: Narses_Italien
Extrahierte Ortsnamen: Burgun- Gallien Italien Afrika Ravenna Rom Italien Spanien Gallien Britannien Deutschlands Sachsen
190
$. 70. Das Frankreich.
für die Wohlthaten des Christenthums zu gewinnen, stiftete
er besonders in Deutschland viele Bisthümer, baute Kirchen
und sorgte für die bessere Bildung des geistlichen Standes.
— Um die Bildung zu heben, gründete er Klosterschulen,
und zog auswärtige Gelehrte, darunter vornehmlich den
Engländer Aleuin, an seinen Hof; besonders lag ihm die
Ausbildung der deutschen Sprache, so wie überhaupt die
Reinhaltung deutscher Sitte und Art sehr am
Herzen. — Um den Landbau emporzubringen, legte er Mu-
fterwirthschaften auf seinen Gütern an und suchte so auf alle
Weise die Wohlfahrt seines Reiches zu befördern.
Da Karl über den bei weitem größten Theil des ehema-
ligen abendländischen Römerreiches gebot, so wurde dadurch,
daß vom Papste Leo Ui am Weihnachtsfeste zu R o m
800 Karl zum römischen Kaiser gekrönt wurde, die
alte Cäsarenwürde auch der Form nach auf die Germanen
übergetragen, und in dem nunmehrigen Kaiser der Vorste-
her des Rechts und Friedens in Europa und der
Schutz - und Schirmherr derkirche anerkannt.
Nach Karl's Tode übernahm
814 Ludwig der Fromme die ihm von seinem Vater über-
tragene Regierung, ohne seines Vaters Geist zu besitzen. Er
theilte das Reich zu früh unter seine Söhne, die darüber in
Zwist mit ihm geriethen und ihm durch unwürdige Behand-
lung das Leben verbitterten, indem ihn der ältere, Lothar,
unter Beihülfe des römischen Stuhles, zur Abdankung zu
nöthigen suchte.
Aber der jüngste Sohn, Ludwig, trat mit den Deut-
schen seinem Bruder Lothar entgegen, und als nach des Va-
ters Tode der Zwist unter den Brüdern ausbrach und
Lothar das ganze Reich an sich zu bringen suchte, zwang er
ihn
843 zu dem Vertrage zu Verdun, wodurch Lothar die
Kaiserwürde mit der Herrschaft über Italien und die Länder
am linken Rheinufer (mit Ausnahme der Landschaften Mainz,
Worms und Speyer) unter dem Namen Lotharingien, Karl
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Leo_Ui Leo Karl Karl Ludwig Lothar Ludwig Ludwig Lothar Lothar Lothar
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Europa Deut- Italien Mainz Worms Speyer